Inhalt (Accesskey 0) Hauptnavigation (Accesskey 1)

Handyverbot an Österreichs Schulen?

Lehrende Eltern Handy & Internet

Immer wieder flammt die Diskussion über die Handynutzung an österreichischen Schulen auf: Braucht es ein generelles Handyverbot oder sind individuelle Nutzungsregeln sinnvoller?

In Österreich entscheidet bislang jede Schule selbst

Die Frage, ob an österreichischen Schulen ein Handyverbot eingeführt werden soll, sorgt Jahr für Jahr für hitzige Diskussionen. Auslöser sind oft aktuelle Publikationen, akuter Leidensdruck oder, wie aktuell, öffentliche Debatten in anderen Ländern. Nach landesweiten Handyverboten etwa in Griechenland, Italien, den Niederlanden und nun auch in Belgien stellt sich auch in Österreich wieder die Frage: Wie soll der Umgang mit Handys an Schulen gehandhabt werden? Aus unserer Sicht ist klar: Die Handynutzung in der Schule muss geregelt werden, sei es durch ein Handyverbot oder durch klare Verhaltensvereinbarungen.


Die Praxis zeigt: An den meisten Schulen gibt es bereits Regelungen

Handys sind für Kinder und Jugendliche wichtige Begleiter im Alltag. Sie sind der direkte Draht zum „Rest der Welt“ (Familie und Freund:innen), aber auch Spielzeug und Werkzeug für die Umsetzung der eigenen Kreativität. Für Eltern spielen die Geräte ebenfalls eine zentrale Rolle im Familienalltag: Die Möglichkeit, jederzeit zu wissen, wo sich ihre Kinder befinden, diese immer erreichen zu können und umgekehrt, ist für viele Eltern der Hauptgrund, das erste digitale Gerät anzuschaffen – sei es ein Handy oder eine Smartwatch.

Mit der Einführung digitaler Endgeräte in der Sekundarstufe 1 ist die Notwendigkeit, Handys im Unterricht als Arbeitsmittel zu nutzen, deutlich zurückgegangen. Aus diesem Grund haben viele Schulen Regelungen eingeführt, die einem Verbot nahekommen: Das Handy darf den Unterricht nicht stören, etwa durch Ablenkung, und an vielen Schulen wird es auch in den Pausen eingeschränkt, um die soziale Interaktion zwischen den Schüler:innen zu fördern.


Klare Vereinbarungen für ein besseres Miteinander

Auch wenn meist über ein Handyverbot gesprochen wird, geht es in erster Linie darum, Regeln für den sinnvollen Umgang mit den Geräten aufzustellen. Ein erster Schritt können zum Beispiel gemeinsam mit allen Schulpartner:innen (Lehrer:innen, Schüler:innen, Eltern, Schulleitung …) erarbeitete Verhaltensvereinbarungen zum Umgang mit dem Handy in der Schule sein. Sind alle Schulpartner:innen intensiv in die Erarbeitung und Formulierung der Verhaltensvereinbarung eingebunden, werden sie diese eher akzeptieren und sich für deren Umsetzung verantwortlich fühlen. Die erarbeiteten Inhalte können auch in die Hausordnung aufgenommen werden.

In vielen österreichischen Schulen gibt es bereits solche Verhaltensvereinbarungen oder entsprechende Hinweise in der Hausordnung. Folgende Punkte sollten bei der Handynutzung in der Schule jedenfalls beachtet werden:

  • Bei einem Handyverbot: Wer setzt es durch? Welche Konsequenzen gibt es bei Nichteinhaltung, die auch mit dem Gesetz vereinbar sind? Welche Eskalationsstufen der Konsequenzen gibt es? Wer kontrolliert wann?
  • Fotografieren/Filmen mit dem Handy: Dies sollte nur mit dem Einverständnis der betroffenen Personen erlaubt sein. Gleiches gilt für die Veröffentlichung der Bilder bzw. Videos.
  • Handy im Unterricht: Wird das Handy im Unterricht benötigt? Welche Lehrenden in der Schule haben welchen pädagogischen Zugang dazu? Wie können Lehrende es in den Unterricht integrieren, ohne ein allfälliges Verbot aufzuweichen?
  • Gleiche Regeln für alle: Die Bestimmungen zur Handynutzung müssen für Schüler:innen und Lehrende gelten. Es darf nicht sein, dass Lehrende sich nicht an die Vereinbarungen halten müssen, Schüler:innen aber schon. Dies gilt insbesondere für das Führen von Onlineklassenbüchern.
  • Eltern als Vorbilder: Natürlich sind auch die Eltern gefordert, wenn es um einen vernünftigen Umgang mit dem Handy geht, und sollten sich ihrer Vorbildfunktion bewusst sein.

Hilfreich sind Maßnahmen, die das Zusammenleben in der Schule attraktiver machen, zum Beispiel geeignete Spiele oder Aktivitäten für die Pausengestaltung. Auch Bewegungsmöglichkeiten (z. B. in der großen Pause) sind hilfreich. Werden die Kinder hier partizipativ einbezogen, schafft dies auch eine höhere Akzeptanz, die Pausen ohne Handy zu verbringen.


Auch mit Handyverbot spielt das Handy im Schulalltag eine Rolle

Auch an Schulen, die ein Handyverbot im Schulalltag haben, wo das Handy im Schulgebäude selbst also kaum sichtbar ist, spielt dieses eine Rolle. Denn die Klassen nutzen trotzdem Onlinegruppen (z. B. bei WhatsApp, Signal oder Snapchat). Diese erfüllen wichtige und sinnvolle Funktionen (Welche Hausübung gibt es? Was ist das Thema der Schularbeit?), aber auch gruppendynamische Prozesse laufen hier ab. Es empfiehlt sich daher, in der Klasse Regeln für diese Onlineräume zu vereinbaren. Wichtige Punkte dabei sind:

  • Gibt es Ruhezeiten, auf die man sich in diesen Gruppen einigt (vor allem bei jüngeren Schüler:innen relevant), zum Beispiel zwischen 20.00 und 6.00 Uhr?
  • Wer ist für die Gruppen verantwortlich? Wer greift ein, wenn es zu unangenehmen Situationen kommt? Wer informiert die bzw. den Klassenlehrer:in (ohne als Petze abgewertet zu werden?) Gibt es so etwas wie „Klassensprecher:innen“, die sich um die Onlinegruppen kümmern?
  • Wer kümmert sich darum, wenn illegale Inhalte (z. B. nationalsozialistische Inhalte oder Darstellungen von sexuellem Missbrauch Minderjähriger) geteilt werden?

Was illegale Inhalte sind, wie man mit Streit und Meinungsverschiedenheiten im Netz umgeht, wo die Grenzen der Onlinekommunikation liegen, all das müssen Kinder erst lernen. Hier müssen Familie und Schule zusammenarbeiten, denn Lernort ist überall dort, wo sich Kinder und Jugendliche aufhalten und kommunizieren. In der Schule haben diese Themen auch ihren Platz im Unterricht: Zum Beispiel in der Säule Medienbildung in der Volksschule und in der Digitalen Grundbildung in der Sekundarstufe I.